87
eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Boten schicken". Beides war umständlich und das letztere auch sehr kostspielig. Diesem Uebelstande half Maxmilian wenigstens zunächst in etwas ab: er führte das Postwesen, das im benachbarten Frankreich schon seit einer Reihe von Jahren bestanden hatte, auch in Deutschland ein. Die erste Post wurde zwischen Brüssel und Wien angelegt; der Graf von Thurn und Taxis aber, dem der Kaiser die Einrichtung derselben übertrug, wurde zum Generalpostmeister ernannt. — Später ist das Postwesen sehr vervollkommnet worden, und Handel und Verkehr haben aus demselben großen Segen gezogen.
Durch solche Erfindungen und Einrichtungen wurden allmählich alle Verhältnisse umgewandelt und neue Zustände geschaffen. Mit der Regierung Maxmilians schließt darum das Mittelalter; die Thore einer neuen Zeit thuen sich auf; am Eingänge derselben steht die Reformation.
Xv.
Die Information.
i.
Luthers Auftreten.
1. Das Werk der Kirchenreinigung, das Huß und mancher andre fromme Mann vergeblich unternommen hatte, wurde durck Dr. Martin Luther glücklich zu Ende geführt.
Martin Luther wurde am 10. November 1483 als L>ohn eines armen Bergmanns zu Eisleben geboren. In strenger Zucht wuchs der Knabe heran. Er erzählt selbst: „Mein Bater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ihm gram ward, und es währte lange, bis er mich wieder zu sich gehöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut darnach stoß". — Frühzeitig führte ihn der Vater zur Schule und trug ihn bei schlechtem Wetter und Wege wohl auch selbst auf dem Arme dahin. Da ihm das Lernen nicht schwer fiel, so beschlossen die Eltern, ihn studiren zu lassen, und brachten ihn mit 14 Jahren auf die lateinische Schule — erst nach Magdeburg, später nach Eisenach —, damit er für den Besuch der Universität vorgebildet werde. Durch Singen vor den Thüren reicher Leute erwarb er sich mühsam sein Brot, bis^ ihn eine gutherzige Frau, die sich über fein andächtiges Singen und Beten freute, in ihr Haus aufnahm und unterstützte.
Auf der Universität zu Erfurt, wohin er sich einige Jahre später begab, sollte er nach desvaterswillenrechtswissenschaft studiren. Er that es mit großem Fleiße, allein lieber war ihm ein andres Studium, das der heiligen Schrift, und es war für ihn eine große Freude, als er hier in Erfurt unter den der Universität ge-♦
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106
Von Martin Luther.
Das Ei des Die letzten Lebensjahre brachte Colnmbus in Spanien zu. Es gab Columbus. ktc den khnen Entdecker bewunderten und verehrten, viele Neider und Hasser aber meinten, jeder andre habe solche Fahrten auch unter-nehmen knnen. Als einst Columbus bei einem Gastmahle solche ab-sprechende Worte hrte, lie er sich, so wird erzhlt, ein Ei bringen und sagte: Jeder versuche, dies Ei auf die Spitze zu stellen." Keinem gelang es, da drckte Columbus dem Ei die Spitze ein, und so blieb es stehn. Ja, so htten wir es auch fertig gebracht", meinten die andern. Gewi, gekonnt httet ihr es schon", entgegnete Columbus, ich aber habe es getan; bers Meer httet ihr auch segeln knnen, aber ich habe es ge-wagt." Da schwiegen die Neider, das Ei des Columbus" hatte sie belehrt, da sie Maulhelden waren.
Mehr und mehr wurde im fernen Westen Land entdeckt, und bald wurde es zur Gewiheit, da Columbus nicht Indien, sondern einen neuen Erdteil gefunden hatte. der denselben verffentlichte der Italiener Amerigo und Aluengo die ersten Berichte, aus seinem Namen ist auf Vorschlag eines Amerika. deutschen Gelehrten der Name Amerika abgeleitet worden.
13.
Von Martin Luther.
Luthers Wohl ein jeder kennt den teuern Gottesmann Martin Luther.
Jugend.^ rauchgeschwrzten Eisleben im Mansfeldischen steht ein altes Haus, daran verkndet eine Tafel: In diesem Hause wurde geboren Dr. Martin Luther den 10. November 1483.
Eisleben, Er war armer Leute Kind, eines Bergmanns Sohn. Der alte Hans Luther war mit seinem Weibe aus Thringen nach Eisleben ge-kommen, um bessern Verdienst zu finden; aber die drckende Armut wich auch hier nicht von ihm. Erst spter kam er in Mansseld zu einigem Wohlstand.
Martins Jugendjahre waren nicht wonnig. Die Eltern meintcn's herzlich gut mit ihrem ltesten, waren aber sehr streng, wegen kleiner Vergehen wurde er hart gestupt". Als der Vater merkte, da Martin ein kluger Kopf sei, nahm er sich vor, ihn etwas Rechtes lernen zu lassen. Er schickte den Kleinen in die Schule; waren die Wege mit Schnee be-deckt, trug er ihn wohl auf den Armen hin. Auch bei dem strengen Lehrer lernte der Knabe die Rute kennen.
Eisenach. Spter tat der Vater den Knaben auf die Lateinschule, zuerst nach Magdeburg, dann nach Eisenach. Auch hier war die Armut sein Ge-fhrte. Da sang er mit armen Kameraden unter Fhrung eines Lehrers
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Vom Dreiigjhrigen Kriege.
113
rhrige Tuchmacher und Schleierweber, die durch ihren Gewerbflei Sachsen reichen Segen brachten.
Eine arme Vertriebne so erzhlt die Sage kam auch zu Frau Barbara Uttumttn, der Witwe eines reichen Bergherrn in Annaberg, und Barbara fand liebevolle Aufnahme. Zum Danke lehrte sie ihre Wohltterin das Uttmann-Spilzenklppeln, diese unterwies Frauen und Mdchen Annabergs in der neuen Kunst, und bald gab es in vielen Husern des Erzgebirges den Klppelsack, der guten Verdienst brachte. Eine Brunnenfigur auf dem Markte zu Annaberg und ein Denkmal auf dem Friedhofe mit der Inschrift:
Ein sinniger Geist, eine ttige Hand,
Sie ziehen den Segen ins Vaterland!"
erinnern an Frau Barbara, die Wohltterin des Erzgebirges.
*
Durch das rastlose Mhen des edlen Frstenpaares war Sachsen Sachsens zum reichsten deutschen Lande emporgeblht. Allenthalben sah man wohl- Wohlstand, gepflegte Wlder, wogende Saatfelder, reiche Obstgrten und fette Wiesen,
auf denen zahlreiche Rinder und Schafe weideten. In den Stdten ge-langten die geschftigen Brger zu hohem Wohlstande, gingen in Samt und Seide einher, feierten kostspielige Feste, bauten sich stattliche Wohnhuser und hielten darauf, da herrliche Kirchen und schne Rathuser die Städte zierten. Auf den Landstraen brachten lange Wagenzge die Erzeugnisse des Gewerbfleies nach den groen Handelspltzen, bewaffnete Reiter, die der Kurfürst fr Geld stellte, begleiteten sie zum Schutze.
berall ehrte man das Frstenpaar hoch, nannte den Kursrsten Vater Augusts Vater August und seine Gemahlin Mutter Anna. Gro war die J?nb Mutter Trauer, als sie bald nacheinander starben. nnn n e'
Leider hat ein bser Krieg, der bald nachher das deutsche Land dreiig Jahre lang verwstete, vieles vernichtet, was Vater August und Mutter Anna geschaffen haben.
15.
Vom Dreiigjhrigen Kriege.
Wer die Umgegend von Leipzig durchstreift, der findet bei Breiten-seld einen schlichten Gedenkstein mit dem Namen Gustav Adolf und bei dem Stdtchen Ltzen den sogenannten Schweden st ein nebst einer groen Kapelle. In der Schsischen Schweiz zeigt man dem Wanderer die Schwedenlcher, eine Felsschlucht, in die die Bauern der Gegend einst ihr Hab und Gut vor den bsen Schweden retteten. Auf irgend einem Dorfe im Erzgebirge oder Vogtland erzhlt ihm wohl der Pfarrer:
Sedkert. Geschtchtl. Erzhlungen (Sachsen, Ausgb. B.). o
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Extrahierte Personennamen: Barbara_Uttumttn Barbara Barbara Augusts August August Gustav_Adolf Gustav Adolf
140 Vom ersten Hohenzollernkaiser.
Nun kehrten friedliche Zeiten zurck. 39 deutsche Staaten, darunter Ter^schesachseu. schlssen sich zum Deutschen Bunde zusammen, in dem der sterreichische Kaiser den Vorsitz fhrte.
In den nchsten Jahren wurden berall die Schden der Napo-leonischen Kriege getilgt: Landwirtschaft, Gewerbflei und Handel wurden gefrdert, und bald war auch Sachsen wieder ein blhender Staat.
in Sachen Sm Saf)re 1831 em^n9 e eine Verfassung, nunmehr hatten Abgeordnete des Volkes, die sich in Dresden zum Landtage zusammenfanden, mit der Regierung gemeinsam der neue Gesetze zu beraten und zu be-schlieen.
20.
Vom ersten Hohenzollernkaiser.
A. Vom Prinzen Wilhelm.
Des Prinzen ^ Am 22. Mrz 1797 schenkte die preuische Kronprinzessin Luise ' m )elt ihrem Gemahl den zweiten Sohn, den Prinzen Wilhelm. Der Vater wurde im folgenden Herbste König. Das Herrscherpaar liebte ein ein-faches, inniges Familienleben. In treuer elterlicher Obhut wuchs der Prinz mit seinen Geschwistern heran, auf dem Platze vor dem Potsdamer Stadtschlosse und auf der Pfaueuinsel tummelten sich .dte Knigskinder oft in frhlichem Spiel.
Flucht vor Mitten in die glckliche Kinderzeit brach das Unglck des Jahres Napoleon. ^gq6 herein. Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt flchteten die Prinzen und Prinzessinnen aus der Hauptstadt. Nach Knigsberg und dann nach Memel ging die Fahrt. Vorbei waren die heitern Stunden, der König in schweren Sorgen, die edle Knigin in Trauer und Trnen um das geknechtete Vaterland. Das waren schlimme Tage fr die kniglichen Kinder, drei Jahre lang.
Endlich kehrte man in das von Franzosen besetzte Berlin zurck. Der Mutter Bald traf die Knigsfamilie der hrteste Schlag: im Sommer 1810 iob' starb die der alles geliebte Mutter. Prinz Wilhelm stand im vier- zehnten Lebensjahre, er empfand den Verlust aufs tiefste.
Der Prinz in Im Jahre 1813 nahten die Tage der Befreiung. Auch Prinz Schlacht" Wilhelm wollte mit ins Feld ziehen; zuerst erlaubte es der knigliche Vater nicht, spter schenkte er den Bitten Gehr. Bald zeigte der Siebzehn-jhrige Mut und Unerschrockenheit mitten im feindlichen Gewehrfeuer, das Eiserne Kreuz sowie ein russischer Orden wurden dem Tapfern dafr zum Sohne.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Luise Wilhelm Napoleon Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Dresden Jena Knigsberg Berlin
154
Von Kaiser Wilhelm Ii.
Oft reiste König Albert im Sachsenlande umher, das waren hohe Festtage fr die Gegenden, die der geliebte Fürst besuchte. In den Garnisonstdten musterte der ruhmgekrnte Feldherr mit kundigem Auge seine Truppen. Darnach sah er in Fabriken, wie fleiige Arbeiter und Arbeiterinnen die verschiedensten Maren herstellten, von denen viele weit bers Meer versandt wurden und dort Sachsens Ruhm verkndeten. Gern ging er auch in die Schulen, hrte und sah mit Freuden, wie Lehrer und Schler ihre Pflicht taten. Jedes Jahr kam er nach Leipzig, da besuchte er die Universitt und hrte den Vorlesungen ein-zelner Professoren zu.
Treulich stand ihm in seinem verantwortungsreichen Amte seine Knigin Gemahlin, die edle Knigin Carola, zur Seite, besonders, wo es Werke Carola, barmherziger Nchstenliebe galt, war sie hilfsbereit zur Hand, deshalb jubelten auch ihr alle Sachsenherzen zu.
Als im Sommer 1902 der König nach lngerm Leiden starb, da ging ein tiefes, wahrhaftes Trauern um den guten König Albert durch das ganze Sachsenland.
*
König Georg. Nachher trat des verstorbnen Knigs Bruder Gerg die Regierung an. Auch er hatte in dem groen Kriege hohen Ruhm geerntet und war bestrebt, seinem verklrten Bruder als Fürst des Friedens nach-zueifern. Aber schwerer Kummer und schlimme Krankheit trbten seine Regententage, im Herbste 1904 starb er.
Seit dieser Zeit lenkt sein ltester Sohn als König Friedrich
Knigfriedrich August Iii. Sachsens Geschicke.
Stuguft in. Gott schtze, Gott erhalte ihn!
23.
Von Kaiser Wilhelm Ii.
Wilhelms ii Das Jahr 1888, das man mit drei Achten schreibt, sah drei Deutsche Thron- ' Kaiser: kurz hintereinander wurden die beiden ersten zu Grabe getragen, besteigung. dann bestieg der jugendliche Kaiser Wilhelm Ii. den verwaisten Thron. In einem prchtigen Saale des Berliner Schlosses versammelte er die deutschen Fürsten und die Männer des Reichstages und sprach zu ihnen: Ich habe Gott gelobt, ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frmmig-keit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, den Armen und Bedrngten ein Helfer zu sein." Da wute man, da wieder ein
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm König_Albert Carola Carola Georg Gerg Friedrich
Knigfriedrich Friedrich August Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelm
Von Kaiser Wilhelm Ii.
155
edler Fürst das groe Vaterland regiere, und blickte getrost in die Zukunft.
Kaiser Wilhelm Ii. war am 27. Januar 1859 als Sohn des Krn-Des Kaisers Prinzen Friedrich Wilhelm und der Kronprinzessin Viktoria geboren. ^uenb'
Gewhnlich werden Prinzen von Hofmeistern, abgesondert von Kindern des Volkes, auf Schlssern erzogen. Die Eltern unsers Kaisers aber meinten, ein Prinz, der dereinst ein groes Volk zu regieren habe,
msse beizeiten das Volk kennen lernen, daher solle er eine gut brger-liche Erziehung haben. Schon in frher Jugend waren oft Potsdamer Brgerknaben oder Bornstedter Bauernbuben des Prinzen Kameraden.
Darauf gingen Lehrer an Berliner Schulen als Erzieher im Kronprinzen-schlsse aus und ein. Nach der Konfirmation jedoch wurde Prinz Prinz Wilhelm Wilhelm mit seinem Bruder Heinrich Schler des Gymnasiums zu Gymnasiast, Kassel. Hier trug er die Schlermtze und mute sich wie alle Zg-linge der Schulordnung fgen. Seine Lehrer waren mit ihm wohl zu-frieden; denn er war klug, aufmerksam und fertigte die Hausaufgaben mit grter Pnktlichkeit.
Nachdem er die Abgangsprfung bestanden hatte, trat er als Leut-als Leutnant, nant ins 1. Garderegiment ein. Das freute ihn sehr; denn er war gern Soldat.
Bald siedelte er nach der schnen Stadt Bonn am Rheine der als Student, um zu studieren. Als flotter Student in Band und Mtze besuchte er fleiig die Universitt.
Dann kehrte er ins Heer zurck und war als schneidiger Reiter,
sichrer Schtze und trefflicher Fechter seinen Soldaten ein leuchtendes Vorbild.
Als Bonner Student weilte Prinz Wilhelm einmal am englischen Des Prinzeir Hofe zu Besuch. Dort sah er Augnsta Viktoria, die liebliche Tochter ^Mgusta des Herzogs von Schleswig-Holstein. Sie hatte ihre Jugend im stillen Viuoria. Familienkreise auf dem Schlffe Primkenau in Schlesien verbracht.
Bald ward sie des Prinzen Braut. Mit groer Pracht wurde 1881 in Berlin die Hochzeit gefeiert. Das Jahr darauf verkndeten 101 Kanonenschsse den Berlinern die Geburt des ersten Prinzen. Vier Kaiser!"
rief der Urgrovater aus. Noch fnf Shne und eine Tochter wurden dem glcklichen Elternpaare beschert.
*
Als Neunundzwanzigjhriger bestieg Prinz Wilhelm den Kaiserthron. Kaiser
In den ersten Regierungsjahren war noch Fürst Bismarck getreuer Berater, aber im Mrz 1890 zog er sich von seinem schweren Rcktritt
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Extrahierte Ortsnamen: Viktoria Kassel Bonn Rheine Schleswig-Holstein Schlffe_Primkenau Schlesien Berlin
137
und Sekundaner der Gymnasien zu den Waffen, auch mutige Jungfrauen drngten sich verkleidet herzu.
Bereits feit Februar waren die Shne der Wohlhabenden herbei-Freiwillige gestrmt, hatten aus eignen Mitteln Uniformen, Waffen und Pferde x5asei' gekauft und dienten nun ihrem Könige als freiwillige Jger. Der Turnvater Jahn und Theodor Krner, der jugendliche Snger des Freiheitskampfes, traten in ihre Reihen, in die Abteilung, die der Major
von Ltzow fhrte.
Aus weitern Tausenden opfermutiger Männer und Jnglinge er-stand darnach die Landwehr. Runde Tuchmtzen, vorn mit einem weien Landwehr. Kreuze, dunkle Joppen, weite leinene Hosen bildeten ihre Uniform. Ge-wehre und Piken ihre Waffen.
In jedem Orte wurde eifrig exerziert, jede Schmiede war eine Waffenschmiede, das ganze Land glich einem Lager".
Die aber, die nicht ins Feld ziehen konnten, spendeten Geld oder andre Gaben: Kinder brachten ihre Sparpfennige, Eheleute gaben die goldnen Trauringe hin und empfingen eiserne dafr, ein armes adliges Frulein lie sich ihr schnes langes Haar abschneiden und verkaufte es,
von dem Erls wurden vier Jger ausgerstet.
Nach kurzer Zeit waren die Preußen kampfbereit. Scharnhorst Die Fhrer, und Gneisenan, Aorck und Blow wurden ihre Fhrer, allen voran leuchtete die ehrwrdige Heldengestalt Blchers.
Gebhard Leberecht von Blcher stammte aus Rostock. Seine Blcher. Jugendjahre brachte der wilde, schlanke Knabe meist im Freien zu. in der Schule sitzen und lernen, war nicht seine Sache. Als verwegner schwe-discher Husar geriet er im Siebenjhrigen Kriege in die Gefangenschaft der Preußen und lie sich bestimmen, preuischer Husar zu werden. So kmpfte er noch in dem langen Kriege mit. Als sich aber der tchtige Offizier von Friedrich dem Groen zurckgesetzt glaubte, erbat er kurz und bndig seinen Abschied. Seine Knigliche Majestt habe ihn seiner Dienste entlassen", lautete der Bescheid.
Aus dem Rittmeister wurde ein pommerscher Landwirt, doch das Leben auf dem einsamen Gute behagte ihm nicht. Er wurde wieder Husaren-offizier und brachte es nach einigen Jahren zum General.
Da kam der Tag von Jena und Auerstedt. General Blcher rettete eine preuische Heeresabteilung nach Norddeutschland. Er schlug sich wacker mit den Franzosen, die ihn verfolgten; doch mute er sich ergeben, weil er kein Brot und kein Pulver mehr hatte. Nach seiner Befreiung war er seinem Könige ein treuer Ratgeber. Jetzt, wo es galt.
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Englische Parklandschaft am Malm, ö. von Plhmouth, im Frühling.
Zusammenhängende Waldungen sind in England fast geschwunden, die Wiese herrscht im Landschastsbilde vor, das zahlreiche alte, stattliche Bäume, einzeln und
in Gruppen vereint, schmücken Anmutige Dörfer und altertümliche, efeuumsponnene Schlösser grüßen freundlich daraus hervor. Zahlreich sind auf den Flüssen
Hausboote, in denen Familien ihren Sommsraufenthalt nehmen mit Vorliebe da, wo die Jugend den Wettkampf der Ruder übt.
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I
— 76 —
6. Die Entdeckung Amerikas. 1492.
1. Seeweg nach Indien. Die kostbaren Erzeugnisse Indiens (Reis, Gewürz, Seide, Baumwolle, Edelsteine, Gold, Elfenbein) wurden früher zu Lande durch Karawanen herbeigeholt. Die Araber brachten sie nach Syrien und Ägypten, und von dort her holten sie die Schiffe der Seestädte Italiens, Venedig und Genua. Das war sehr beschwerlich. Man bemühte sich deshalb, einen Seeweg nach Indien aufzufinden. Die Portugiesen erforschten zu diesem Zwecke die
i486 Westküste Afrikas. 1486 gelang es dem Seefahrer Bartholomäus Diaz, die Südspitze Afrikas zu erreichen. Der König von Portugal gab ihr beit Namen „Das Kap der guten Hoffnung", denn nun, meinte er, sei ja die Hoffnung vorhanden, bald zur See nach Indien zu kommen. Auch der Seefahrer Kolumbus ' dachte über den Seeweg nach Indien nach. Er sagte: „Da die Erde eine Kugel ist und Indien östlich liegt, so muß man auch dorthin gelangen können, wenn man immer westlich segelt." Bevor man beu Kompaß kannte, hielten sich die Schiffer immer in der Nähe der Küste. Das wurde aber anders, als um das Jahr 1300 von einem Italiener der Kompaß erfunden wurde. Mit Hilfe des-1 eibeit konnte sich der Schiffer auf dem hohen Meere zurechtfinden, und nun unternahm man Reiset: itt bis dahin unbekannte Meere.
2. Jugend des Kolumbus. Kolumbus war in der Nähe vott Genua geboret:. Als Knabe mußte er seinem Vater am Webstnh'e behilflich fein; in den Freistunden las • er begierig Reisebeschreibungen und ähnliche Bücher. Dadurch erwachte rt ihm eine große (Sehnsucht nach fernen Ländern. Er wurde Seemann, studierte fleißig weiter und arbeitete sich vom Matrosen zum Kapitän empor.
3. Erste Reise. Um seinen Plan auszuführen, wandte sich Kolumbus zuerst an Genua, dann an Venedig, dann an den Hof in Portugal. Hier bat er um Schiffe und Unterstützung — aber überall wurde er zurückgewiesen. Endlich
1492 erhielt er itt Spanien drei schlecht gebaute Schiffe. Im August 1492 fuhr Kolumbus mit 90 Mattn ab.
Zunächst ging es nach den Kanarischen Inseln zu. Das war eine Fahrt in bekannten Gewässern. Dann steuerte man ins unbekannte Meer hinans, wo bei dem günstigen Winde die Schiffe schnell dahinglitten. Allein die unveränderliche Richtung des Windes beängstigte die Schiffsleute. Sie meinten, den Wasserberg könnte man wohl hinunter-, aber nicht wieder herauffahren. Kolumbus beruhigte sie, ließ sie jedoch über die Größe des zurückgelegten Weges im ungewissen.
Endlich zeigten sich große Scharen vott Vögeln, die itt südwestlicher Richtung vorüberzogen. Diese Richtung schlug auch Kolumbus ein. Bald mehrten sich die Anzeichen, daß Land in der Nähe war. Man fand einen Baumast mit Beeren und eilten künstlich geschnitzten Stab. Alle waren in gespanntester Erwartung. Es war am 70. Tage nach der Abfahrt. Die Sonne war eben untergegangen. Kolumbus gab Befehl, streng Wache zu halten, da er Klippen befürchtete. Um 10 Uhr abends erblickte er Licht, aber es verschwand wieder. Da — um 2 Uhr nachts — feuerte ein voranf-fegelndes Schiff einen Kanonenschuß ab, und „Land, Land!" erscholl es jetzt vom Mastkorbe herab. Unter Tränen stürzten sich die Matrosen in die Arme und fangen ans voller Seele: „Herr Gott, dich loben wir." Es war die Insel Gnanahani, die Kolumbus entdeckt hatte. Die Bewohner gingen nackt und hatten eine kupferrote Hautfarbe. Ste hielten di: Weißen, als sie deren Kanonen hörten, für Götter,
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— 143 — 1
reiche, tote die beutfdje Zunge fliugt. Vom beutfdjeu Kaiser zu fingen, todten die Dichter nicht mübe geworben. Als der Kampf vorbei war, schwcmb mit biefex Hoffnung auch die anbete, daß die versprochene freie Verfassung eine Frucht der Käckpfe und Siege fein würde. Der österreichische Staatskanzler Metternich brachte es vielmehr bahnt, daß bte Fürsten in biesen Bestrebungen nur broheube Revolutionen sahen, die man nieberhalten müsse. Da besonders Hochschullehrer und Studenten von beutfcher Einheit und von Freiheit rebeten und schwärmten, bot man gegen sie die Polizei auf. Die Stnbentenvetbinbungen der Burschenschaften würden verboten. Wer die beutfchen Farben trug, kam als Hochverräter auf die Festung. Zeitungen und Bücher würden streng beaufsichtigt und auf ihren Inhalt- sorgfältig geprüft. (Zenfur.) Eine befonbere Behörbe hatte die bemagogischen Umtriebe zu bekämpfen. Auch das Turnen würde verboten und der Tnrttvater Jahn verbannt. Die Polrzei überwachte sogar Stern als verbächtig. Ernst Moritz Arndt bürste seine Stubenten nicht mehr lehren. Fritz Reuter und mandjer anbere Stubent würde erst zum Tode verurteilt und dann zu langjähriger Festungshast begnabigt.
2. Die deutsche Revolution 1848 und 1849.
1. Verfassungsfrage. Ja fast allen Länbem regierten bamals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen. Sie gaben Gesetze und legten Steuern auf, ohne die Meinung des Volkes zu hören. (Unbeschränkte Monarchie.) Nachbem aber das Volk in den Freiheitskriegen sein Blut für das Vaterlcmb vergossen hatte, erhoffte es für sich auch eine größere Freiheit. Vor allem wünschte es, durch selbstgewählte Vertreter bei Beratung der Gesetze sowie Feststellung der Steuern seinen Willen zum Ausbruck zu bringen. (Beschränkte Monarchie.) Sachsen hatte 1831 eine Verfassung erhalten. In Preußen hatte Friedrich Wilhelm Iii. dem Volke bte gewünschte Verfassung in Aussicht gestellt, aber nicht gegeben. Auch sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. wollte anfangs von einer solchen nichts wissen, ba er fürchtete, durch die Einrichtung einer Volksvertretung von seiner königlichen Macht zuviel einzubüßen.
2. Die Aufstände. Im Februar 1848 war in Frankreich toieberum eine Revoltion ausgebrochen. Man hatte den König versagt und eine Republik errichtet. Die Nachrid)t bation zünbete and) in Deutschland. Die Unzufriebenheit war auch hier überall groß. Zuerst kam es in Wien zu heftigen Unruhen, eine Woche später in Berlin und fast gleichzeitig auch in München. In Berlin errichtete das Volk Barrikaben, und es fanben blutige Straßenkämpfe statt. Auch in Hannover, Hessen und Mecklenburg brachen Aufstäube aus. Sachsen hatte zwar bereits 1831 eine Verfassung erhalten, aber bereu Bestimmungen waren noch nicht in allen Stücken durchgeführt. Es blieb am längsten ruhig, aber im Mai 1849 brach boch auch hier bet Aufruhr los, befonbers in Dresben fanben heftige Straßenkämpfe statt. Der König war au] den Königstein geflohen. Da das säd)sische Heer zu b er selben Zeit in Schleswig-Holstein gegen die Dänen kämpfte, so mußte man preußisches Militär herbeirufen, mit bessen Hilfe der Aufstanb schließlich niebergeworfen würde. Unter benen, die bamals aus Sachsen fliehen mußten, weil sie sich am Ausstaube beteiligt hatten, befanben
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Extrahierte Personennamen: Metternich Jahn Ernst_Moritz_Arndt Ernst Fritz_Reuter Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Frankreich Deutschland Wien Berlin Berlin Volk_Barrikaben Hannover Hessen Sachsen Dresben Schleswig-Holstein Sachsen